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Geld und Liebe

Laura, 23. September 2019
Geld und Liebe

Mein Name ist Manfred Hassebrauck. Ich bin Professor für Sozialpsychologie an der Bergischen Universität Wuppertal und berate LoveScout24 bei der Weiterentwicklung des hochwertigen Angebots. Einmal im Monat berichte ich Ihnen in meiner Kolumne direkt über meine Forschungen zum Thema Paarbeziehungen. Spannend, verständlich und anwendbar. Diesen Monat habe ich mich mit diesem Thema beschäftigt: „Geld und Liebe“.

Rückzug ins Private?

Da lese ich doch kürzlich in der Zeitung, „das Leben wird bitterer, da sehnen sich immer mehr Menschen nach Süßem“. Deswegen gehe es der Süßwarenindustrie trotz globaler Wirtschaftskrise momentan recht gut, schreibt die Zeitung. Und ein paar Seiten weiter dann der Hinweis, dass sich die Gastwirte über drastische Umsatzeinbrüche beklagen, gleichzeitig gebe es eine steigende Nachfrage nach Fernsehgeräten.
Deutet das alles darauf hin, dass wir uns in Zeiten wirtschaftlicher Probleme mehr und mehr ins Privatleben zurückziehen, vielleicht deswegen, weil wir nun plötzlich merken, wie wichtig eine gute Beziehung ist?

Privates Glück an erster Stelle

Beziehungen sind uns wichtig – nicht nur in Zeiten globaler Krisen. Schon vor Jahren hat das Statistische Bundesamt berichtet, dass Deutschen in Ost und West eine Familie, Liebe und Zuneigung wichtiger sind als Arbeit, finanzielle Sicherheit und Erfolg im Beruf. Ähnliches zeigen auch die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage von LoveScout24. Für die meisten der Befragten steht privates Glück an erster Stelle, unabhängig von der wirtschaftlichen Situation.

Banker sind die großen Verlierer

Haben also Geld und Liebe gar nichts miteinander zu tun? Leider doch – muss ich sagen, aber eher in einem negativen Sinn. Die großen Verlierer der Finanzkrise scheinen die Banker zu sein. zumindest im Hinblick auf ihre Beziehungen. Sie müssen künftig nicht nur auf die üppigen Bonuszahlungen verzichten sondern oft auch auf ihre Partnerin. In den USA gelten die ehemals erfolgreichen Banker im mittleren Alter mittlerweile als Risikogruppe im Hinblick auf die Stabilität ihrer Beziehungen. Ihre oftmals deutlich jüngeren Partnerinnen wenden sich von ihnen ab. Die Erklärung hierfür ist so einfach wie plausibel. Sie haben ein wesentliches Merkmal, das sie als Partner attraktiv gemacht hat verloren, nämlich ihren Reichtum. Das ist eine Schattenseite der „Ökonomie von Beziehungen“. Ähnliches kann ich in meinen eigenen Forschungen beobachten. Die Bereitschaft zum Fremdgehen ist bei Frauen, deren Männer arbeitslos geworden sind, größer als bei Frauen berufstätiger Männer.

In Beziehungen investieren
Verantwortlich für solche Phänomene ist, dass sich glückliche Beziehungen durch ein Gleichgewicht von Nehmen und Geben auszeichnen. Etwas wissenschaftlicher ausgedrückt: Wir alle müssen etwas in Beziehungen investieren, zum Beispiel Zeit, Aufmerksamkeit dem Anderen gegenüber, Schönheit, Intelligenz, und wir erhalten im Gegenzug Verständnis, interessante Gespräche, Sex, Sicherheit und Ähnliches zurück Wenn wir eine Art Bilanz ziehen und berücksichtigen, was wir in eine Beziehung investieren, was wir bekommen und dieses Ergebnis mit dem unseres Partners vergleichen, dann sind wir am zufriedensten, wenn sich diese Bilanz im Gleichgewicht befindet, wenn also beide gleichermaßen gut abschneiden. Es kann durchaus sein, dass die Frau ein umwerfendes Äußeres „einbringt“, der Mann hingegen sein nicht so vorteilhaftes Erscheinungsbild durch Sicherheit und Prestige „ausgleicht“. Ein Verlust an Status oder finanzieller Sicherheit kann eine solche Bilanz aus dem Gleichgewicht bringen – das Ergebnis ist Unzufriedenheit und manchmal auch Untreue oder gar Trennung. Wie automatisch dieser Bilanzierungsprozess abläuft merkt man, wenn man beispielsweise einen älteren Herren mit einer deutlich jüngeren attraktiven Partnerin sieht. Schnell denken wir, dass er wohl viel Geld haben muss oder sonst wie sehr bedeutsam ist. Ob das stimmt, sei dahingestellt. Vielleicht ist er einfach nur umwerfend charmant und liebevoll.

Auswirkungen der Wirtschaftskrise

Ist nun die Wirtschaftskrise eher „Beziehungsförder“ oder „Beziehungskiller“? Eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es wohl kaum. Für manch einen kann die Wirtschaftskrise gleichwohl in einer Beziehungskrise enden, denn Sorge um Finanzen und Arbeitsplatz führen nicht selten zu Ängsten und schlechter Laune, was sich dauerhaft nicht gut auf die Partnerschaft auswirkt. Für andere kann die Partnerschaft aber auch Unterstützung, Schutz und Verlässlichkeit in unsicheren Zeiten bedeuten, und dann können Krisen ebenso gut eine stabilisierende Wirkung zeigen.

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