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Verliebte frieren weniger

Laura, 23. September 2019
Verliebte frieren weniger

Mein Name ist Manfred Hassebrauck. Ich bin Professor für Sozialpsychologie an der Bergischen Universität Wuppertal und berate LoveScout24 bei der Weiterentwicklung des hochwertigen Angebots. Einmal im Monat berichte ich Ihnen in meiner Kolumne direkt über meine Forschungen zum Thema Paarbeziehungen. Spannend, verständlich und anwendbar. Diesen Monat habe ich mich mit diesem Thema beschäftigt: „Verliebte frieren weniger“.

Es war kalt in den letzten Wochen, und viele haben gefroren – manche mehr, manche weniger. Dass nicht alle Leute gleichermaßen temperaturempfindlich sind, ist wohlbekannt. Es gibt Menschen, die stark unter Kälte leiden und sich erst bei tropischen Temperaturen richtig wohl fühlen, andere wiederum schwitzen schnell und bevorzugen kühle Gefilde.

Einsamkeit macht temperaturempfindlicher
Was die meisten von Ihnen aber verwundern wird, ist, dass Einsamkeit die Menschen temperaturempfindlicher macht. Ganz unterschiedliche Forschungsergebnisse zeigen, dass die Temperaturempfindlichkeit stark von sozialen Aspekten abhängt: der Unterstützung durch Freunde, dem Gefühl, gemocht zu werden und schlicht der Anwesenheit eines anderen Menschen.

Freundschaft hilft gegen Schmerzen
Eine Gruppe von Wissenschaftlern führte kürzlich ein Experiment durch, in dem sie Versuchsteilnehmer aufforderten, ihren Unterarm so lange in Eiswasser zu stecken, bis der Schmerz unerträglich wird. Einige Personen wurden dazu angehalten, dies allein tun, bei anderen Teilnehmern war ein Freund oder eine Freundin anwesend. Die Ergebnisse sind so verblüffend wie einfach: Versuchspersonen hielten die Kälte besser aus und empfanden den Schmerz als weniger unangenehm, wenn ein Freund oder eine Freundin bei ihnen war.

Schon die Vorstellung genügt
Andere Experimente ergaben, dass allein die Vorstellung von eigener Einsamkeit dazu führen kann, dass man eher friert. Hier wurden Versuchsteilnehmer gebeten, sich an Situationen aus ihrer Vergangenheit zu erinnern. Einige von ihnen erhielten die Instruktion, an Zeiten zurückzudenken, in denen sie sich einsam und allein gefühlt haben. Anschließend sollten sie die Temperatur des Raumes einschätzen, in dem sie sich gerade befanden. Diejenigen, die sich gedanklich mit Erinnerungen an einsame Stunden beschäftigt hatten, empfanden die Raumtemperatur um durchschnittlich drei Grad kälter.

Soziale Unterstützungen gegen Schmerzen
Wie kann man das erklären? Unumstritten ist, das sich soziale Unterstützungen auf das Schmerzempfinden auswirkt. Studien mit Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, zeigen beispielsweise, dass diejenigen Patienten, die eine glückliche Ehe führen, Schmerzen besser ertragen können.

Frühkindliche Erfahrungen prägen
Im Hinblick auf die Temperatur scheinen jedoch noch andere Mechanismen eine Rolle zu spielen. Schon das Baby auf dem Arm der Mutter merkt, dass die körperliche Nähe eines anderen Menschen mit Wärme und Wohlbefinden einhergeht. Solch frühkindliche Erfahrungen führen dazu, dass die Verknüpfung von angenehmer Nähe und Wärme alsbald gelernt und gespeichert wird. Wenn eine Person als „warm“ beschrieben wird, stellen wir uns diese Person als sympathisch vor und wir nehmen intuitiv an, dass sie auch viele Freunde hat. Im Volksmund sind indessen „Einsamkeit“ und „Kälte“ stark miteinander verbunden, bei einer kalten Person denken wir automatisch an eine Person, die sich wenig um andere kümmert und sozial isoliert ist. Aber warum nennen wir solche Personen „kalt“ und betiteln sie nicht mit anderen missfälligen Begriffen wie etwa „schmutzig“ oder „klebrig“? Vielleicht deswegen, weil die meisten Menschen schon einmal das Gefühl von Kälte empfunden haben, wenn sie allein oder isoliert waren.

Vorsicht, Teufelskreis
In Zeiten von kalten Temperatureinbrüchen haben viele Menschen wenig Lust, die warme Wohnung zu verlassen. Wenn wir davon ausgehen, dass einsame Menschen die winterlichen Temperaturen noch extremer empfinden als sie ohnehin schon sind, lässt sich vermuten, dass dies die Unlust herauszugehen noch steigert. Dadurch kann allerdings auch eine Art Teufelskreislauf in Gang gesetzt werden: Durch den Rückzug verringern Einsame zugleich ihre Möglichkeiten, der Einsamkeit zu entgehen und Leute kennen zu lernen. Zumindest war dies in Zeiten vor der digitalen Vernetzung häufig so.

Digital heißt nicht isoliert

In der heutigen Zeit wird nicht selten kritisiert, unsere digitale Welt führe zu mehr Isolation. Wir sollten jedoch nicht vergessen, dass das Internet auch Möglichkeiten bietet, etwas gegen die Einsamkeit zu tun in Zeiten, in denen man sich ansonsten eher einigeln mag. Falls es Ihnen auch zu kalt ist und Sie nach einem neuen Weggefährten suchen, bedenken Sie: In angenehmer Atmosphäre mit netter Musik im Hintergrund lässt es sich vielleicht sogar online besser flirten als etwa an einer Bushaltestelle bei Minusgraden. Profitieren Sie in zweierlei Hinsicht – schützen sich vor Kälte und vor Isolation, dann sind Sie gut gerüstet für eisige Zeiten!

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