Der Flirt: ein großes Mysterium?
Ein kleiner Flirt zwischendurch kann große Auswirkungen haben und ist nicht nur für Singles interessant. Dabei muss es nicht einmal zu einem Date kommen. Schon im Moment des Flirtens werden Glückshormone ausgeschüttet und das Selbstbewusstsein wird gestärkt. Flirten hat also signifikante Auswirkungen auf das eigene Wohlbefinden. Doch was zeichnet ihn eigentlich aus? Und: Lässt sich das Flirten tatsächlich wie ein Handwerk erlernen, wie es die zahlreichen Bücher und Ratgeber für den vermeintlich perfekten Flirt glauben machen wollen? Eine naheliegende Antwort gibt es nicht, auch wenn das Interesse an diesem Thema die Menschen schon seit der Antike umtreibt.
Von der Vergangenheit in die Gegenwart
Leitfäden für den richtigen Flirt gibt es schon seit langer Zeit. Eines der frühesten Werke hierzu stellt die Ars amatoria dar, welche der römische Gelehrte und Schriftsteller Ovid im Jahr 1. v. Chr. verfasste. In diesem unterhaltsamen Lehrgedicht über die Liebe beschäftigt sich Ovid auch mit dem Flirten – oder genauer: mit der Art und Weise ein begehrtes Wesen für sich zu gewinnen. Denn Ovid spricht natürlich nicht vom Flirt, sondern von der Liebeskunst, da der Begriff Flirt sich erst in der industriellen Gesellschaft etablieren konnte. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls der Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Hermann Bausinger, der keine Begrifflichkeiten dafür in Wörterbüchern der vorindustriellen Zeit entdecken konnte. Dennoch, so etwas wie Flirts gab es zu jeder Zeit. Die Bezeichnung Flirt wiederum geht auf das französische Wort conter fleurette zurück, woraus sich der englische Begriff „flirt“ entwickelte. Die Entstehung des französischen Ausdrucks soll dabei auf die Geliebte Heinrich IV., Fleurette de Nérac, zurückgehen.
Jeder flirtet anders
„Die Deutschen flirten sehr subtil“, so heißt es zumindest in einem Lied der Band „Wir sind Helden“. Und in der Tat wird ein Flirt stark durch die jeweilige Landes-, aber auch Regionalkultur geprägt. Dies wiederum hat Auswirkungen darauf, was wir als angemessen beim Anbandeln erachten, lässt aber auch Raum für Missverständnisse. Wie die Anthropologin Margaret Mead feststellte, variieren je nach kulturellem Hintergrund die Abläufe bei einem Flirt. Sie unterscheidet dabei zwischen verschiedenen Eskalationsstufen. Während einige bereits früh versuchen den Gegenüber zu küssen, sparen sich andere diesen Schritt auf. Für die eine Person stellt der Kuss eine niedrige Barriere dar, für die andere eine hohe.
Hormone und Signale
Bei einem Flirt ist das „Kuschelhormon“ Oxytocin maßgeblich dafür verantwortlich, wie nah wir einen Menschen an uns heranlassen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei der Geruchssinn. So können sich manche Menschen im wahrsten Sinne des Wortes nicht riechen. Abseits von Hormonen spielen aber bis zu 1.000 Körpersignale beim Flirten eine Rolle, wie Verhaltensforscher wie Karl Grammer herausfanden. Ob ein Flirtversuch erfolgreich verläuft, hängt demzufolge von Verhaltensketten ab. Je sympathischer sich zwei Menschen sind, umso mehr synchronisieren sie ihre Körpersignale wie Blicke oder Gestiken.